Klimawandel verschiebt nächste Eiszeit um Jahrtausende
Vor 20.000 Jahren reichten Gletscher bis vor die Tore Berlins. Diese dramatische Veränderung der Erdgeschichte wirft heute neue Fragen zum menschgemachten Klimawandel auf, da Wissenschaftler befürchten, dass unsere Emissionen natürliche Klimazyklen dauerhaft stören könnten.
Extreme Kälte prägte Europa
Während der letzten Eiszeit herrschte in Deutschland bereits ab Oktober meist Dauerfrost. Ganz Skandinavien und große Teile der Britischen Inseln lagen unter kilometerdickem Gletschereis begraben. Die globale Durchschnittstemperatur lag etwa fünf Grad unter dem heutigen Wert.
Besonders drastisch waren die lokalen Abweichungen: Wissenschaftler vermuten, dass die durchschnittliche Januartemperatur in der Gegend um Hamburg etwa minus 20 Grad betrug. Heute sind es um null Grad. Der Meeresspiegel lag damals etwa 120 Meter tiefer als heute, wodurch eine Landbrücke die Britischen Inseln mit dem Kontinent verband.
Milankovich-Zyklen erklären Eiszeiten
Der serbische Mathematiker Milutin Milankovich entwickelte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Theorie, die diese extremen Klimaschwankungen erklärt. Während seiner Internierung in Budapest 1914 erforschte er in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften die astronomischen Ursachen der Eiszeiten.
Seine 1920 veröffentlichte Theorie der Milankovich-Zyklen beschreibt, wie Veränderungen der Erdbahn um die Sonne das Klima beeinflussen. Die Erde beschreibt eine schwache Ellipse, deren Form in etwa 100.000 Jahren zwischen kreisförmig und elliptisch schwankt. Zusätzlich verändert sich die Neigung der Erdachse in 41.000-Jahres-Zyklen, und die Erdachse torkelt in einer 26.000-jährigen Kreiselbewegung durch den Weltraum.
Menschlicher Einfluss stört natürliche Zyklen
Nach der Milankovich-Theorie sollte die nächste Eiszeit in etwa 40 bis 55.000 Jahren beginnen. Jedoch warnen Klimaforscher, dass der menschgemachte Treibhauseffekt diesen natürlichen Zyklus erheblich stört. Manche Wissenschaftler befürchten sogar, dass die nächste Eiszeit komplett ausfallen könnte.
Diese Erkenntnis unterstreicht die Dringlichkeit einer konsequenten Klimapolitik. Die Tatsache, dass menschliche Aktivitäten geologische Prozesse beeinflussen können, die normalerweise über Jahrmillionen ablaufen, verdeutlicht das Ausmaß unserer Verantwortung für zukünftige Generationen.
Die Forschung zu den Milankovich-Zyklen zeigt auch, wie wichtig internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit ist. Milankovich' Durchbruch gelang trotz widriger Umstände während des Ersten Weltkriegs, ein Beispiel dafür, wie Wissenschaft Grenzen überwinden kann.