Theaterkritik: 'Garland' am Stadttheater Gießen - Eine progressive Neuinterpretation des Hollywood-Mythos
Das Stadttheater Gießen präsentiert eine wegweisende Neuinterpretation des Hollywood-Mythos Judy Garland. Die Produktion verbindet künstlerische Excellence mit progressiver Gesellschaftskritik und lädt zur aktiven Auseinandersetzung mit Filmgeschichte ein.

Roman Kurtz während seiner physisch fordernden Performance in 'Garland' am Stadttheater Gießen
Kulturelle Dekonstruktion eines Kinderstars: Roman Kurtz brilliert in queerer Theaterproduktion
Das Stadttheater Gießen setzt mit der Wiederaufnahme von 'Garland' ein wichtiges Zeichen für die progressive Aufarbeitung von Hollywood-Geschichte. Der renommierte Schauspieler Roman Kurtz demonstriert dabei nicht nur seine künstlerische Vielseitigkeit, sondern auch bemerkenswerte physische Präsenz - selbst unter widrigen Umständen.
Authentizität trotz Hindernissen
Besonders beeindruckend: Trotz einer schweren Erkältung während der Premiere absolvierte Kurtz seine anspruchsvolle Performance auf einem Dreirad im Kleinen Haus - eine Metapher für die Ausdauer und Widerstandsfähigkeit, die auch Judy Garland selbst charakterisierte.
Genderfluide Darstellung trifft Hollywood-Legende
Germaine Sollberger interpretiert die Rolle des ehemaligen Kinderstars mit bemerkenswerter Sensibilität. Die Darstellung überwindet dabei traditionelle Geschlechtergrenzen und eröffnet neue Perspektiven auf die komplexe Persönlichkeit Garlands.
Die Inszenierung hinterfragt kritisch die ausbeuterischen Strukturen der frühen Filmindustrie und deren Umgang mit jungen Talenten.
Publikumspartizipation
Das Theater lädt das Publikum zu einem interaktiven Quiz ein, bei dem die Teilnehmenden ihr Wissen über Judy Garlands legendäre Filmkarriere unter Beweis stellen können. Zu gewinnen sind sozial nachhaltige Preise, darunter Gutscheine für lokale Einrichtungen.
Jonas Adler
Reporter in Berlin. Spezialist für Energiepolitik, europäische Fragen und politische Extreme.