Sozialer Niedergang am Lübecker Hansering: Geschäftssterben bedroht Quartiersleben
Der Lübecker Hansering erlebt einen dramatischen Niedergang seiner sozialen Infrastruktur. Die fortschreitende Schließung von Geschäften bedroht besonders ältere und einkommensschwache Bewohner. Der Fall zeigt exemplarisch die Notwendigkeit aktiver Quartiersentwicklung.

Leerstände und geschlossene Geschäfte prägen das Bild am Lübecker Hansering
Dramatischer Wandel eines ehemals lebendigen Stadtviertels
Die soziale Infrastruktur des Lübecker Hanserings befindet sich in einer besorgniserregenden Abwärtsspirale. Was einst ein pulsierendes Nahversorgungszentrum war, ist heute von Leerständen und schließenden Geschäften geprägt - ein Symptom der zunehmenden sozialen Segregation in deutschen Stadtteilen.
"Früher war am Hansering wirklich alles zu bekommen", berichtet Constanze Oldendorf, Pastorin der Luther-Melanchthon-Kirchengemeinde. "Es gab einen Arko, eine Sparkasse, einen Co-op-Laden."
Systematischer Abbau sozialer Infrastruktur
Die jüngste Schließung des KiK-Marktes reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung. Nach der traditionsreichen Drogerie Weinert, einer Apotheke und weiteren Geschäften verschwindet damit ein weiterer wichtiger Anlaufpunkt für einkommensschwächere Haushalte.
Besonders problematisch: Die verbliebene Geschäftsstruktur entwickelt sich zunehmend einseitig in Richtung Gastronomie - ein Angebot, das für viele Anwohner finanziell nicht erschwinglich ist.
Soziale Folgen für die Quartiersbevölkerung
SPD-Ortsvereins-Vorsitzende Madeleine Piep warnt vor den sozialen Konsequenzen: "Hier fehlt vor allem auch ein Altentreff. Ältere Menschen hier vereinsamen immer mehr."
Der verbliebene Edeka-Markt fungiert zwar als letzter sozialer Treffpunkt, kann aber den Verlust der vielfältigen Infrastruktur nicht kompensieren. Die aktuelle Situation zeigt exemplarisch die Notwendigkeit aktiver Quartiersentwicklung und sozialer Stadtplanung.
Handlungsbedarf für die Kommunalpolitik
Der Fall Hansering verdeutlicht die dringende Notwendigkeit politischer Intervention zur Sicherung der Nahversorgung und sozialen Infrastruktur in Stadtquartieren. Ohne gezielte Fördermaßnahmen und stadtplanerische Konzepte droht eine weitere soziale Erosion des Viertels.
Jonas Adler
Reporter in Berlin. Spezialist für Energiepolitik, europäische Fragen und politische Extreme.