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Morrissey in Berlin: Zwischen musikalischer Brillanz und problematischen Ansichten

Morrissey zeigt bei seinem Berliner Konzert im Tempodrom seine zwei Gesichter: Den brillanten Künstler und den politisch problematischen Kommentator. Eine kritische Analyse des Auftritts wirft wichtige Fragen zum Umgang mit kontroversen Künstlerpersönlichkeiten auf.

ParJonas Adler
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Morrissey in Berlin: Zwischen musikalischer Brillanz und problematischen Ansichten

Morrissey während seines Auftritts im Berliner Tempodrom - ein Abend zwischen musikalischer Exzellenz und ideologischen Kontroversen

Kritische Betrachtung eines kontroversen Künstlers im Tempodrom

Der britische Sänger Morrissey zeigte bei seinem Berliner Auftritt im Tempodrom die zwei Seiten seiner künstlerischen Persönlichkeit: Seine unbestreitbare musikalische Genialität einerseits und seine zunehmend problematischen politischen Ansichten andererseits.

Künstlerische Exzellenz trotz ideologischer Entfremdung

Bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen Morrisseys künstlerischer Relevanz und seinen politischen Positionen. Seit 2016 hat der Künstler mit seiner Unterstützung für Brexit, Nigel Farage und Donald Trump sowie xenophoben Äußerungen einen Teil seiner Fanbase verloren - eine Entwicklung, die kritisch zu betrachten ist.

Die verbliebenen Anhänger müssen wie bei Richard Wagner eine strikte Trennung zwischen Werk und Person vornehmen - eine zunehmend schwierige Gratwanderung.

Musikalische Performance überzeigt

Das Konzert selbst präsentierte Morrissey in Hochform, unterstützt von einer diversen, internationalen Band mit Musikern aus den USA, Italien und Kolumbien. Besonders beeindruckend war die zeitlose Qualität seiner Texte, wenn sie sich auf künstlerische statt ideologische Inhalte konzentrierten.

Gesellschaftskritik und Aktualität

Die Darbietung von "Shoplifters of the World Unite" demonstrierte die anhaltende Relevanz seiner gesellschaftskritischen Texte: "But last night the plans for a future war/ Was all I saw on Channel Four" - Zeilen, die auch heute noch erschreckend aktuell wirken.

Verpasste Chancen und Zukunftsperspektiven

Die gescheiterte Smiths-Reunion, die laut Morrissey an Johnny Marrs Verweigerung scheiterte, symbolisiert die vertanen Chancen einer Generation. Marrs Distanzierung von Morrisseys politischen Positionen unterstreicht die problematische Entwicklung des Künstlers.

Diese Spaltung repräsentiert exemplarisch die Herausforderungen unserer Zeit: Wie gehen wir mit Künstlern um, deren Werk wir schätzen, deren politische Haltungen aber im Widerspruch zu progressiven gesellschaftlichen Werten stehen?

Jonas Adler

Reporter in Berlin. Spezialist für Energiepolitik, europäische Fragen und politische Extreme.