Erbschaftsteuer-Reform: Millionenvermögen oft steuerfrei vererbt
Mehr als die Hälfte der Großvermögen über 100 Millionen Euro werden in Deutschland steuerfrei vererbt. Grüne und SPD fordern Reform der Erbschaftsteuer für mehr soziale Gerechtigkeit.

Bundesfinanzministerium in Berlin: Zentrum der Debatte um Erbschaftsteuerreform
In Deutschland zeichnet sich eine intensive Debatte über die Reform der Erbschaftsteuer ab, nachdem bekannt wurde, dass Großvermögen häufig komplett steuerfrei vererbt werden. Eine Analyse des Finanzministeriums zeigt: Bei mehr als der Hälfte der 463 Vermögensübertragungen von über 100 Millionen Euro in den letzten zehn Jahren wurden keine Steuern gezahlt.
Privilegien bei Großvermögen unter Beschuss
Die Diskussion wurde durch CDU-Politiker Jens Spahn angestoßen, der - ähnlich wie die sozialdemokratischen Ansätze zur gerechteren Verteilung - die ungleiche Vermögensverteilung als gesellschaftliches Problem benannte.
Grüne fordern Reform ohne Gefährdung von Arbeitsplätzen
Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, schlägt eine Reform vor, die besonders die Verschonungsregelungen für Betriebsvermögen ins Visier nimmt. Diese ermöglichen es derzeit, dass Vermögen von bis zu 26 Millionen Euro steuerfrei übertragen werden können.
SPD unterstützt Reformbestrebungen
Die sozialdemokratische Perspektive, die sich auch in der Debatte um soziale Gerechtigkeit in der Wirtschaftspolitik widerspiegelt, betont die extreme Ungleichheit bei Vermögensübertragungen. Von jährlich 400 Milliarden Euro an Erbschaften wird nur ein Bruchteil besteuert.
Rekordsummen trotz Ausnahmen
Trotz zahlreicher Steuerschlupflöcher erreichte die Erbschaftsteuer 2023 mit 13,3 Milliarden Euro einen historischen Höchststand. Die politische Diskussion um Verteilungsgerechtigkeit gewinnt damit weiter an Bedeutung.
"Wer die größten Vermögen geschenkt bekommt oder erbt, spart Steuern - wer arbeitet, zahlt sie", kritisiert Dietmar Bartsch von der Linken.
Ausblick und Reformbedarf
Ein bevorstehendes Urteil des Bundesverfassungsgerichts könnte die Politik zu einer grundlegenden Reform zwingen. Experten fordern dabei eine ausgewogene Lösung, die sowohl soziale Gerechtigkeit als auch wirtschaftliche Stabilität berücksichtigt.
Jonas Adler
Reporter in Berlin. Spezialist für Energiepolitik, europäische Fragen und politische Extreme.